Sehr geehrte Damen und Herren,

dieser Brief bezieht sich auf folgendes Zitat von Gregor Gysi zu den Montagsdemonstrationen: „Wir können uns die Straßen und Plätze von den Rechten nicht wegnehmen lassen, ganz im Gegenteil. […] und ich möchte auch nicht, dass […] all dieses rechte Gesockse die soziale Frage für sich nutzt.“ (https://t.me/RA_Ludwig/6662).

Grundsätzlich stehen die Kategorien „rechts“ und „links“ für politische Ausrichtungen und nicht für Gattungen von Menschen. Linke Grundwerte sind Gleichwertigkeit und Solidarität, während rechte Haltungen das Hierarchiedenken und die Kapitalkonzentration vertreten. Die linke Weltanschauung möchte gerade nicht Menschen aufgrund bestimmter Eigenschaften Menschen gruppieren („den Rechten“) und herabsetzen („Gesockse“). Gysis moralische Selbstüberhöhung ist eine klassisch rechte Methode. Woher nimmt er sich das Recht, darüber zu urteilen, wer zu welchem Thema wo demonstrieren darf und wer nicht?

Die Definitionen für politisch rechts und politisch links zeigen an, dass wir in den letzten zwei Jahren den gewaltigsten Rechtsrutsch der Nachkriegsgeschichte erlebt haben (siehe Beiblatt). Vorläufiger Höhepunkt sind die evident unsinnigen Regelungen (2G, 3G, einrichtungsbezogene Impfpflicht), die eine Gruppe von Menschen niederer Klasse definieren und teilweise entrechten. Ein totalitärer Prozess wurde initiiert, in dem das Individuum der Masse untergeordnet wurde. Das sind eindeutig rechte Praktiken, die unter Zuhilfenahme eines pervertierten Solidaritätsbegriffs gerechtfertigt werden.

In der Geschichte Deutschlands gab es mal eine Partei, die sich unter falscher Flagge als linke Nationalsozialisten bezeichneten. Tatsächlich handelte es sich jedoch um rechte Globalkapitalisten. Wir stimmen sicher darin überein, solche Zeiten nicht nochmal erleben zu wollen. Die Demonstrationen gegen die Corona-Politik sind insbesondere Demonstrationen gegen einen erstarkenden Globalkapitalismus, also Demonstrationen gegen rechts, auch wenn der Mainstream versucht, das im Sinne orwellscher Umkehr umzudeuten. Was sollte die Menschen dazu bringen, für ihre Unterdrückung und Ausbeutung zu demonstrieren?

In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg hat die deutsche Bundesbank bis zur Jahrtausendwende für stabile Verhältnisse in Deutschland und damit auch in Europa gesorgt. Die EZB hat uns unter Missachtung der Maastrichter Verträge mit ihrer Schulden- und Zinspolitik die höchste Inflation der Nachkriegsgeschichte beschert (nicht Covid oder die Ukrainekrise). Mit einer Abschwächung oder gar Trendumkehr ist nicht zu rechnen, eher im Gegenteil.

Nüchtern betrachtet befinden wir uns mitten im Kollaps unseres Wirtschafts- und Finanzsystems, das sich de facto jeder demokratischen Kontrolle entzieht. Der Euro dient nicht den Europäern, sondern dem Globalkapitalismus. Paradoxerweise wird sogar die Forderung nach National- oder auch Regionalwährungen als rechts bezeichnet, obwohl diese genau das Gegenteil bedeuten und obendrein auch noch dem Umweltschutz zugutekämen.

Nachdem unsere Gesellschaft in der Corona-Krise ohne existenzielle Bedrohungslage dazu bereit war, Menschen zu diskriminieren, auszugrenzen, zu entrechten, zu entwürdigen, in den Existenzverlust oder gar Impftod zu treiben, möchte man sich gar nicht vorstellen, wie die Bevölkerung reagiert, wenn beispielsweise die Nahrungsmittelversorgung wegen Energieausfällen nicht mehr gesichert ist.

Wer seine Geschichte nicht verstanden hat, ist verdammt sie zu wiederholen. Passend dazu Stefan Zweig: „Nichts hat das deutsche Volk […] so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht, wie die Inflation.“ Wer das nicht möchte, demonstriert für eine zukunftsfähige und menschzentrierte Politik. Dazu gehört insbesondere auch ein europäisches Friedenskonzept. Wer sich linke Politik auf die Fahnen schreibt, der kategorisiert und bewertet keine Menschen, sondern Aussagen und Handlungen.

Mit freundlichen Grüßen
Initiative für Information

(Postversand am 29. Sep 2022)